Matthias, wofür genau steht eigentlich IoT?
Fast jeder hat heute eine E-Mail Adresse oder einen Whatsapp Account. Viele auch eine Facebook Seite oder sogar eine eigene Homepage. Darüber ist man erreichbar und kann anderen Informationen zur Verfügung stellen. Im Internet of Things wird diese Sicht nun auch „Dingen“, also Geräten ermöglicht. Hinter dem Wort „Dinge“ sind alle möglichen technischen Geräte zu verstehen, die über Sensoren Daten erfassen und über das Internet teilen können oder aber über das Internet Daten empfangen, die sie steuern. Sie können Daten senden und von anderen Geräten empfangen. Sie haben also auch im Internet eine ID, über die sie identifiziert werden können.
Die Geräte werden über das Internet vernetzt. Im Gegensatz zum jetzigen Stand, wo die Daten, wenn überhaupt, in einem Gerät selbst gespeichert werden und vom Service-Techniker ausgelesen werden müssen, können mit IoT die Daten den Adressaten direkt und online zur Verfügung gestellt werden.
Was genau kann man damit anstellen?
Das lässt sich anhand von Beispielen erklären. Das naheliegendste ist wohl Predictive Maintenance – die vorausschauende Wartung.
Wurden Maschinen in der Vergangenheit entweder in Zyklen oder erst im Fehlerfall gewartet, so wird nun anhand von Sensoren die Wartung zum richtigen Zeitpunkt, also vor dem Ausfall, aber in Abhängigkeit vom Verschleiß geplant. Dazu werden die Sensordaten an Systeme übermittelt, die aus den Erfahrungswerten aller im Einsatz befindlichen Maschinen, den optimalen Wartungstermin und die benötigten Ersatzteile ermittelt. Damit werden ungeplante Ausfälle oder kostenintensive vorbeugende Wartungen vermieden, denn der Service-Techniker hat die notwendigen Teile schon dabei und die Wartung kann in der Produktionsplanung berücksichtigt werden.
Als weiteren möglichen Einsatz möchte ich Mobile Asset Management – die Verwaltung mobiler Anlagen anführen. (Leergut-)Behälter, Werkzeuge oder Stapler können ihren Zustand oder ihre Position mitteilen und damit für die Planung der nächsten Einsätze, die Ermittlung ihrer Ankunft am Zielort oder die Terminierung der nächsten Wartung/Reinigung ermöglichen. Ebenso sind hier Themen wie papierlose Lieferabwicklung, Gefahrgut-Identifikation und Fehlervermeidung mit abbildbar. Auch hier wird die Genauigkeit der Daten durch das Zusammenspielen der Daten aller vergleichbaren Objekte erhöht. Diese Aspekte lassen sich auch ins Logistik- und Flottenmanagement übertragen. Hier kommen noch Themen wie Routenplanung, Terminierung und Diebstahlsicherung hinzu.
Was versteht man unter einem "digitalen Zwilling"?
Die IT versucht seit jeher eine Abbildung der Realität zu schaffen. Was der Kundenstamm oder der Equipment-Stamm bisher konnte, war eine statische Abbildung von Eigenschaften. In die Richtung der Digitalisierung ging zuerst die Abbildung von digitalen Designmodellen bis hin zu 3D-Modellen.
Durch IoT kommen nun auch Echtzeit-Informationen dazu: wieviel Teile hat eine Maschine produziert; wieviel Umdrehungen ist ein Motor gelaufen, bei welchen Drehzahlen und welchen Temperaturen. Daraus ergibt sich ein Verschleiß und eine Rest-Lebenserwartung – eben ein Zustand, der genauer das physische Objekt beschreibt als das statische Stammdatum. Die vorliegenden digitalen Informationen können nun auch digital ausgewertet, analysiert und kommuniziert werden.
Für welche Unternehmen ist IoT interessant?
Mir fällt kein Unternehmen ein, dass IoT nicht nutzen könnte. Aber die angesprochenen Beispiele oben zeigen schon, dass überall dort, wo Maschinen oder/und bewegliche Güter verwendet werden, Potentiale für IoT schlummern. Wenn man mal eine Smart-Watch als Sensor für Menschen betrachtet oder in das WLAN eingebundene Glühbirne berücksichtigt, dann sieht man wie breit das Feld der Einsatzmöglichkeiten ist:
- Logistik
- Produktion
- Verkehrslenkung, Fahrzeuge
- Gesundheitswesen
- Energiefirmen
- Home-Electronic
Was sind die größten Herausforderungen in diesem Bereich der Digitalisierung?
Die Herausforderungen liegen in den unterschiedlichsten Bereichen, die für mich wichtigsten sind die folgenden:
- Datenschutz: Es muss sichergestellt werden, dass die Daten nur von dem verwendet werden, der dafür autorisiert ist und die Daten nicht zu anderen Zwecken, als den vereinbarten verwendet werden. Darüber hinaus darf die Datenschnittstelle nicht als Einfallstor für Fremde genutzt werden können.
- Kosten-Nutzen: Schon bei RFID war am Anfang die Euphorie groß, doch haben die Kosten viele Einsatzmöglichkeiten unwirtschaftlich erscheinen lassen. Ähnlich ist es bei IoT. Die großen Chancen verbergen sich dort, wo mehr als eine beteiligte Partei Nutzen aus den Daten ziehen kann, so dass dadurch die Skalierung der jeweilige Aufwand reduziert wird.
- Kompatibilität: Die Schnittstellen zu den Systemen sind oft proprietär. Dafür sind die im Einzelhandel angebotenen smarten LED-Lampen schon ein negatives Beispiel.
- Netzabdeckung: Innerhalb einer Firma kann die Vernetzung durch LAN oder WLAN den Bedürfnissen angepasst werden. Außerhalb kann dies nur durch eine schnelle, zuverlässige und sichere Netzinfrastruktur erfolgen. Neben der eigentlichen Datenrate ist auch die Antwortgeschwindigkeit wichtig, weshalb hier auf das 5G-Netz gesetzt wird.
- Ausbildung: Es müssen Experten ausgebildet werden, die Sensoren anbinden, Daten analysieren und visualisieren können.
Vielen Dank für das Interview, Matthias.
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Ihr Ansprechpartner
Matthias Mittelstädt
Prokurist | Project Manager